W...w...Weihnachten?

Herr Schneider. Dieser Fiesling. Er hat es einfach getan. Er hat meinen nagelneuen Ball zerschnitten. Wut brodelt in mir auf. Dieser…Blödmann! Mir ist doch nur der Ball ausversehen in den Flur gerollt und er hat gedroht, wenn das noch mal passiert, ist mein Ball sofort kaputt. Und nur, weil dieser Herr Schneider Hausmeister der Mehrfamilien Wohnungen ist, heißt das noch lange nicht, dass die Macht über uns hat. Ich hasse ihn. Irgendetwas muss ich doch machen, dass er nicht so schadenfroh grinsend durch den Flur läuft. Und diese Worte…Diese Worte bleiben immer in meinem Kopf: „Tja, Emily Sommer, da kann man wohl nichts machen! Weg ist weg!“ Da kann man wohl nichts machen…bla,bla,bla. Doch, kann man, sowie ich Emy heiße! Aber für meinen Plan brauche ich etwas. Nämlich einen uralten Ball. Am besten den von Nico aus dem Keller des mehrstöckigen Appartements . Den braucht doch eh keiner mehr. Oder?! Auf jeden Fall hole ich in mir. Als ich wieder in dem Flur angekommen bin, pumpe ich den Ball noch einmal ganz voll auf und dann…Dann schieße ich mit voller Kraft durch den Flur und perfekt! Der Ball trifft genau die Tür von Herr Schneider und krachend fällt die Leiter im Flur um und reißt die Glühbirne aus der Lampe. Schnell renne ich aus dem Flur und verstecke mich hinter dem Gebüsch draußen. Auf den Ball habe ich vorher schon geklebt: Frohe Weihnachten und schöne Arbeit ins neue Jahr. Ich habe Ihnen nur einige Aufgaben verteilt, damit sie was zu tun haben. Ihre Tür können Sie neu streichen und die Lampe reparieren. Ach ja, die Leiter ist auch kaputt! Schon streckt Herr Schneider seinen Kopf aus der Haustür. Er sieht den Aufkleber auf dem Ball und sagt: „W…w…Weihnachten?!“ Dann sehe ich, wie er ein erschrockenes Gesicht macht, aber dann wieder zornig brüllt: „Wer war daaaaaaaaaaaas?“ Einige Leute strecken ihre Köpfe aus der Tür und schauen sich das Chaos im Flur an. „Liebe Leute, wer den Mistkerl fängt, bekommt 20€ Belohnung!“ , grunzt der Hausmeister. Oh nein! Jetzt sitze ich endgültig in der Falle, denn Herr Schneider kommt um die Ecke und sieht mich hinter dem Busch hocken. „Ach, du warst das, mein Fräulein! Das wird ein Nachspiel haben, aber ein gewaltiges! Du wirst mir alles reparieren!“ Nun ja, ich muss zugeben, dass eigentlich gar nichts so wirklich kaputt ist. An der Tür ist kein Kratzer zu erkennen und die Leiter ist auch nur umgekippt. „Das einzige, Schneiderchen, was ich ersetzen muss, ist die Glühbirne! Aber Sie, Sie müssen mir auch etwas ersetzen, nämlich meinen nagelneuen Ball, der hat 30 Euro gekostet! Und spätestens zu Weihnachten habe ich den!“ „W….w….Weihnachten?!“, murmelt Herr Schneider. „Ja, Weihnachten!“, grummel ich. „Aha…Ähm, der wievielte ist denn heute überhaupt?!“ Weiß Schneider etwa nicht… Ach du meine Güte… „Heute ist der 22 Dezember, Herr Schneider! Und Sie wussten nicht, dass Weihnachten ist?“ „Nein, ich habe auch noch keine Geschenke“, gibt Herr Schneider zu. „Oh!“, tönt es durch den Flur und nach wenigen Sekunden stürzt Herr Schneider aus dem Haus und ich höre ein Auto wegfahren. Ich laufe auch raus und stürme in den nächsten Elektroladen und kaufe von meinem letzten Taschengeld eine neue Glühbirne. Dann laufe ich wieder in den Flur und schraube sie ein. Dabei nehme ich mir die Leiter zur Hilfe. Oh, und fast hätte ich es vergessen! Schnell renne ich wieder heraus aus dem Flur und stürme in den Dekoladen um die Ecke. Ich kaufe ein paar Girlanden und schmücke sie an Schneiders Haustür. So, jetzt hat der nichts mehr zu meckern. Hoffentlich…

Und damit hatte ich Recht, denn an Weihnachten liegt ein cooler, neuer Ball vor meiner Haustüre.