stirb.

(Triggerwarnung! - Thema Suizid)

 

Sicher ging ich langsam zu dem kleinen Geländer. Ich berührte mit meiner Hand das kalte Metall. Ich lauschte. Es war still. Ich war alleine. Ich war einsam. Mit meiner rechten Hand strich ich den Ärmel meines Pullis, welcher hochgerutscht war, über meinen Arm. „Viele Narben“, dachte ich. Ich berührte die Schnittstellen auf meinem Arm und Handgelenk. „kaputt“, dachte ich. Ich schaute runter in meine schwarze Tasche. Ein kleiner schwarzer Smiley war darauf gestickt. „Fake“, dachte ich. Ich schaute zu den abgeranzten Griffen. Kleine feine Fäden schauten aus dem gehäkelten Griff heraus. Ich betrachtete den Inhalt der Tasche. Eine Taschentuchpackung, ein Biologieheft, ein Stift und eine kleine Box. Die Box. Die schwarze Box, dessen Inhalt mich zerstört hat. Ein kleines böses Stück Metall. Ein scharfes Stück Metall. Mein einziger Helfer im Leben. Neben der Box, ein Stapel kleiner Zettel. Alle zusammengebunden mit einem schwarzen Haargummi. Manche Zettel kariert, manche liniert, doch der Inhalt blieb gleich. Böse Sprüche über mich. Gesammelt im der Schule. Fundort war meistens mein Sitzplatz oder mein Spind. „Du bist hässlich“ „alle hassen dich“ „Stirb“. Das hatte ich vor. Ich atmete den Geruch des Flusses ein und schaute mit müden Augen auf die leichte Strömung. Ich hatte mir schon oft vorgestellt wie ich hier stehen würde. Wie es sich anfühlen würde. Wie es sich anfühlen würde endlich befreit zu sein von allem. Nun wusste ich es zum Teil. Es fühlte sich toll an. Besser als das Blut aus den Wunden fließen zu sehen. Ich setzte meinen rechten Fuß auf ein Stück Metall und stieg über das Geländer der Brücke. Ich hielt mich mit beiden Händen hinter mir fest. Ich schloss meine Augen. Ich war mir unsicher. Vorher war ich mir sicher. Ich war verzweifelt. Schonwieder. Warum war ich jetzt unsicher. Ich wollte das. Ich wollte nicht mehr leben. Lange hatte ich auf diese Gelegenheit gewartet.