Der warme Schneeball

Er war alt. Sehr alt. Er saß da. Im grauem Haus mit kaputten Fensterläden. Die Kinder machen eine Schneeballschlacht auf der Straße. Es war immer Winter. Er stöhnt. Er zieht die Augenbrauen zusammen. Er öffnete ein Fenster und knurrte. Die Kinder waren weg. Schrecklich sah er aus. Seine Haut ist dünn und faltig. Seine wütenden Augen sind umgeben von tiefen, schwarzen Augenringen. Man hatte ihn sein ganzes Leben lang gehänselt. Seine Seele ist kalt. Und das seit 94 Jahren. Er verlässt das Haus nicht. Kein einziger Brief im Briefkasten.  Kein Mensch sah ihn jemals lachen. Das letzte Mal, lächelte er, als er ein Baby war. Nun ist er krank. Er lässt sich nicht helfen. Er kämpft für sich selbst. Er hasst alle Menschen. Er geht einkaufen.  Er  kommt an vielen Bettlern vorbei. Er dreht sich nicht zu ihnen um. Er geht einfach weiter. Ein Kind sitzt an einem Straßenrand mit aufgeschürftem Bein. Es weint. Er wechselt die Straßenseite. Er kauft ein und verschwindet wieder ins graue Haus. Er setzt sich ans Fenster. Er hört eine Mutter nach ihrem Kind rufen. Sie fängt an zu weinen. Sie ruft immer und immer wieder. Seine Mutter hatte dies auch getan, als er fort lief. Seine Augen flackerten. Seine Mutter. Eine kalte Träne rollte ihm die Wange hinunter. Seine Mutter. Sein kaltes Herz schmerzt. Er kämpft sich auf die Beine. Sein Rücken schmerzt. Die Frau ruft. Er geht die Treppen hinunter. Sein Herz schmerzt. Die Frau schreit. Er rennt in den Garten. Alles abgestorbene Pflanzen. Ein Schneehügel. Die Frau schreit. Er sieht einen kleinen grünen Spross. Er rennt zum Schneehügel. Ein Mädchen liegt hinter dem Hügel. Es atmet nicht. Sein Herz schmerzt.  Eine weitere Träne. Diesmal fällt sie in den Schnee. Er kniet sich neben sie. Er nimmt ihre Hand. „Bitte“ flüstert er. Eine Träne fällt auf ihr Gesicht. Sein Leben spielt in Höchstgeschwindigkeit vor seinen Augen ab. „Bitte“ flüstert er. Sein Herz schmerzt. „Bitte“ Wärme schießt durch seine Adern, Seine Hände werden warm.  Seine Augenringe verschwinden. Die Sonne kommt raus. Der Schnee fängt an zu schmelzen. Der kleine Spross, den das Kind gepflanzt hat, schießt in die Höhe. Die abgestorbenen Pflanzen werden grün. Die Blumen fangen an zu blühen. Sein graues Haus wird wieder strahlend gelb. Alles strahlt. Ein kleiner Schneeball bleibt zurück. Das Mädchen schlägt die Augen auf. Er lächelt. Eine Träne tropft ins weiche Gras. Er hilft ihr auf die Beine und nimmt sie auf den Arm. Er bringt sie zu ihrer Mutter. Sein Herz schmerzt. Er setzt sich auf die Bank im Garten. Er schaut auf den kleinen Schneeball, der übrig geblieben ist. Er nimmt ihn in seine Hände und er beginnt zu schmälzen. Sein Herz schmerzt. Er löst seinen Blick nicht von dem Schneeball. Der Schneeball ist warm. Er schließt seine Augen. Sein Herz hört auf zu schlagen.

 

Ich hoffe euch hat diese kleine Geschichte gefallen. Sie ist im Jahre 2013 entstanden. :)

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